Das Wort „Vikingr“, altnordisch für Seefahrer, versetzte vermutlich ab dem Jahr 793 die Bewohner der Insel Lindisfarne, die zum damaligen Northumberland in England gehörte, in Angst und Entsetzen. Zwar gab es auch zuvor, im 5. und 6. Jahrhundert, schon Kriegszüge in der skandinavischen Welt, jedoch wird in der Geschichtsschreibung dieses Jahr als Anfang der Wikingerzeit angesehen.
Aufgrund der vermehrten Erfolge bei derartigen Überfällen auf englische Siedlungen und Klöster, konzentrierten sich die Wikinger zunehmend weiter auf den Schiffsbau und die Perfektionierung ihrer Seefahrt. Eine dominante Herrschaft Nordeuropas wurde vom Jahre 800 bis 1050 vor allem durch Handel und kriegerische Raubzüge gefestigt. Sogar bis nach Russland und Nordamerika wurden die Nordmannen von ihren gefürchteten Drachenschiffen getragen. Im Süden erstreckte sich ihr Einflussbereich auf Teile Spaniens und sogar bis nach Italien.
Die Ursprünge der Wikinger sind hauptsächlich in Norwegen und Schweden zu finden, wobei die Norweger eher gen Westen reisten und die Schweden, auch Waräger genannt, sich in Richtung Russland orientierten.
Das Jahr 1066, das gemeinhin als der Fixpunkt für das Ende der Wikingerzeit angesehen wird, bescherte den Wikingern eine bittere Niederlage in der Schlacht von Hastings. Im Anschluss daran ließ der siegreiche Wilhelm der Eroberer die Küsten Englands befestigen, was zu einem starken Rückgang der Raubzüge und somit einer der wichtigen Einnahmequellen der Wikinger führte.
Der schleichende Prozess der Christianisierung
Doch nicht nur das Aufrüsten von Küstenregionen und der Zugang anderer Völker zur nordischen Seefahrtstechnik erschwerten den Wikingern den Machterhalt. Eine ganzheitliche, monotheistische Religion gewann zunehmend Einfluss auf die sesshaft gewordenen Krieger und Seefahrer. Der Vormarsch des Christentums machte auch vor den Söhnen Odins und Töchtern Freyas nicht Halt. Nach und nach verloren die Häuptlinge an Einfluss und mit ihnen der Glaube an die Werte und Gesetze der Stammesverbände.
Aufgeweicht durch Verluste und militärisch abgeschlagen fand die stolze Kultur der tapferen Seefahrer und Krieger so ihr Ende.